Offene Märkte
Arbeitskreis 1

Offene Märkte
Der erste Arbeitskreis der VDMA-Mitgliederversammlung 2016 beschäftigt sich mit der Frage, wie die Politik und der Maschinenbau gemeinsam Rahmenbedingungen für freien Handel schaffen können.
Besonders der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist auf offene Märkte angewiesen, werden doch mehr als 75 Prozent der Maschinen und Komponenten ins Ausland exportiert.
Professor Felbermayr vom ifo Institut in München sieht nicht nur einen nachlassenden Welthandel, sondern auch einen zunehmenden Protektionismus als Megatrend. Er prognostiziert auch, dass das meiste Wachstum der Zukunft außerhalb Deutschlands stattfindet wird. Dies stellt die Unternehmer vor Herausforderungen. Rainer Hundsdörfer, Vorsitzender des VDMA Aussenwirtschaftsausschusses, plädiert an die Teilnehmer des Arbeitskreises: "Wir, die Unternehmer, müssen noch viel mehr als bisher Werbung für die Bedeutung des Freihandels machen". Die Reduzierung der Abhängigkeit von Märkten und das aktive Fördern von technologischen Neuerungen sind einige der Strategien, die Hundsdörfer als Lösung sieht.
"Wir, die Unternehmer, müssen noch viel mehr als bisher Werbung für die Bedeutung des Freihandels machen".
Rainer Hundsdörfer, Vorsitzender VDMA Aussenwirtschaftsausschuss
Die anschließende Podiumsdiskussion geht der Frage nach, wie die europäische Politik Freihandel sichern kann. Frau Signe Ratso aus der Europäischen Kommission und die zwei Europaabgeordneten Bernd Lange und Daniel Caspary diskutieren mit Unternehmensvertretern, wie Handelshemmnisse und Marktzugangsbeschränkungen langfristig abgebaut werden können. Denn nicht nur die europäische Politik sollte ihren Beitrag für einen freien Handel leisten, sondern auch die Unternehmen. Auch sie können vom Abschluss von weiteren Freihandelsabkommen profitieren.
Offene Märkte
Die EU-Staaten haben die Verlängerung der Russland-Sanktionen beschlossen. Mögliche Lockerungen sind damit frühestens ab Ende Januar 2017 möglich. Der VDMA sieht diese Entscheidung kritisch.
Die EU-Staaten haben die Verlängerung der Russland-Sanktionen beschlossen. Mögliche Lockerungen sind damit frühestens ab Ende Januar 2017 möglich. Der VDMA sieht diese Entscheidung kritisch.
Von verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten wird zunehmend kritisiert, dass die Aufhebung der Sanktionen an die vollständige Umsetzung des Minsker Abkommens gekoppelt ist. Denn Russland ist nicht allein für die Umsetzung dieses Abkommens verantwortlich. Der VDMA fordert die Politik auf, hier nachzubessern und nach alternativen Lösungswegen zu suchen. „Minsk 2 darf nicht zur Sackgasse werden. Je länger die Sanktionen aufrechterhalten werden, desto größer wird die Gefahr eines dauerhaften Auseinanderdriftens Russlands und Europas“, warnt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA.
Noch immer leidet die russische Wirtschaft unter einer Gemengelage aus niedrigem Ölpreis, Rubelkrise und Sanktionen. Russlands Handel mit der Welt ist im vergangen Jahr um rund 35 Prozent geschrumpft; ein Trend, der sich in diesem Jahr weiter fortsetzt. Davon sind auch Länder betroffen, die keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben. „Spätestens wenn aber die Konjunktur in Russland wieder anspringt, werden die europäischen Lieferanten dauerhaft ins Hintertreffen geraten, “ sagt Brodtmann.
Für die deutschen Exporte von Maschinen- und Anlagen nach Russland scheint allerdings die Talsohle erreicht zu sein. „In den ersten vier Monaten 2016 gingen die Exporte nach Russland noch einmal um 4,7 Prozent zurück. Damit scheint die rasante Abwärtsentwicklung der letzten zwei Jahre für die Gesamtbranche vorerst gestoppt zu sein“, prognostiziert Ulrich Ackermann, Leiter Außenwirtschaft im VDMA. „Für 2016 rechnet der VDMA mit einem Minus im einstelligen Bereich. Etwas positiver könnte die Prognose ausfallen, wenn sich der Ölpreis dauerhaft bei 50 bis 60 Dollar pro Barrel einpendeln würde und der Rubelkurs stabil bleibt. Von einer Belebung des Geschäfts sind wir aber noch weit entfernt.“ Zurzeit liegt Russland auf Platz elf der Top-Exportmärkte des deutschen Maschinenbaus, vor Beginn der Krise war es noch Platz 4.
Dabei fällt die Bilanz von Januar bis April 2016 in den verschiedenen Fachzweigen des Maschinenbaus sehr unterschiedlich aus. Eine deutliche Besserung ist in den Fachzweigen sichtbar, die vom russischen Lebensmittelembargo profitieren, besonders die Landtechnik (+87 Prozent), die Nahrungs- und Verpackungsmaschinen (+5 Prozent) und Antriebstechnik (+10 Prozent). Bei den Bau- und Baustoffmaschinen scheint der freie Fall gestoppt, sie konnten 57 Prozent zulegen. Der Export von Bergbaumaschinen legte um 39 Prozent und von Gasturbinen um 51 Prozent zu. Weiterhin stehen dagegen deutliche Verluste bei den Werkzeugmaschinen (-39 Prozent), Kunststoff- und Gummimaschinen (-36 Prozent), sowie allgemeine Lufttechnik und Fördertechnik (jeweils -17 Prozent) in den Büchern.
Während Europa über die Sanktionen diskutiert, versucht Russland, mit großangelegten Programmen zur Industrieentwicklung unabhängiger von Importen und vom Erdöl zu werden. Dazu ist das Land auf Know-how aus dem Ausland angewiesen. Daher besuchten der russische Industrieminister Denis Manturow und Wirtschaftsminister Aleksei Ulukajew in den letzten Monaten mehrfach Deutschland und warben für den Standort Russland. Und selten war der Andrang europäischer Unternehmen und Politiker auf dem St. Petersburger Wirtschaftsforum so groß wie im Juni dieses Jahres.
Offene Märkte
Im Arbeitskreis 1 der VDMA-Mitgliederversammlung am 10. und 11. November 2016 in Berlin dreht sich alles um die Frage, wie Maschinenbau und Politik den Freihandel sichern können.
Verschiedene Studien etwa vom ifo-Institut belegen, dass Freihandelsabkommen erhebliche wirtschaftliche Vorteile für die Mitgliedsländer bedeuten. Besonders für den mittelständischen deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist der freie Zugang zum Weltmarkt ein Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen und Politik sollten sich gleichermaßen dafür einsetzen, dass der Freihandel weltweit möglich ist. Dabei ist die Politik gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen für einen freien Warenaustausch zu schaffen. Als exportstarke Nation muss sich Deutschland deshalb auf allen Ebenen für eine weitreichende Liberalisierung einsetzen.
Strategie der EU-Kommission
Auf der Mitgliederversammlung 2016 treffen sich im Arbeitskreis I „Freihandel sichern – was können Politik und Maschinenbau tun?“ Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft. Ein Vertreter der Europäischen Union, der für die Handelspolitik zuständig ist, wird die neue handelspolitische Strategie der EU-Kommission vorstellen. Zudem werden Unternehmensvertreter mit Repräsentanten der europäischen Politik darüber diskutieren, wie Freihandel auch künftig gesichert werden kann. Publikumsbefragungen sollen ein aktuelles Stimmungsbild der Teilnehmer aufzeigen.
Bilaterale Abkommen im Fokus
Die Europäische Union will ihr Netz der bilateralen Vereinbarungen mit wichtigen Partnerländern weiter spannen. Die Gespräche mit dem Mercosur, dem gemeinsamen Markt Südamerikas, und Indien sollen im zweiten Halbjahr wieder aufgenommen werden. Außerdem sollen Initiativen mit Neuseeland und weiteren Ländern in Kürze starten.
Allerdings haben die Diskussionen über das Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) mit Kanada und die Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) gezeigt, dass die Politik gefordert ist, die Konsequenzen des Freihandels detailliert aufzuzeigen und in einem offenen Dialog zu kommunizieren.
Strategieanpassung notwendig
Prof. Dr. Gabriel Felbermayr vom ifo-Institut in München wird anhand der zukünftigen Entwicklung im weltweiten Handel maßgebliche Herausforderungen für die Investitionsgüterindustrie in Deutschland aufzeigen. Die Unternehmen werden gefordert sein, ihre Strategien an das sich permanent ändernde Marktumfeld anzupassen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.